6 Social Media Nischen mit Potenzial – Wie du deine Zielgruppe über Nischenplattformen erreichst
Facebook, Instagram, LinkedIn, auch 2022 dominieren altbekannte Netzwerke das Social Media Marketing. Business as usual also? Nicht ganz. Denn abseits der Big Player existiert eine wachsende Zahl an Nischenplattformen. Einige davon eröffnen neue Möglichkeiten für Unternehmen, ihre Zielgruppe zu erreichen, direkter, günstiger und mit deutlich weniger Konkurrenz als auf Facebook und Co. Vielleicht schlummert hinter einer dieser Plattformen auch die nächste Trendplattform, wie wir es beim Erfolgskurs von TikTok erlebt haben.
Hier stellen wir dir 6 ausgewählte Nischenplattformen vor, die besonders interessant für das Social Media Marketing sind. Außerdem gehen wir darauf ein, welche Vorteile Nischenplattformen haben und wie du diese Vorteile nutzen kannst.
Warum Nischenplattformen?
Diese Frage ist im ersten Moment nicht leicht zu beantworten. Schließlich bieten große Social Media Kanäle scheinbar alles, was das Herz des Social Media Marketers begehrt:
- Viele Nutzer:innen mit unterschiedlichen demografischen Merkmalen
- Vielfältige Möglichkeiten, Content Marketing zu betreiben und mit deiner Zielgruppe zu interagieren
- Eine große Auswahl an Anzeigenformaten
Warum solltest du dich angesichts dieser Vorteile auf neues Terrain wagen und dich für die kleinen Fische interessieren?
Wir meinen, es gibt einige gute Gründe dafür:
- Spezifische Zielgruppe: Nischenplattformen konzentrieren sich oft auf ganz bestimmte Themen. So dreht sich beispielsweise auf “Untappd” alles um Bier. Für Brauereien, speziell solche, die Craft Beer brauen, eröffnet das Netzwerk hervorragende Möglichkeiten, ihre Zielgruppe zu erreichen. Dass Untappd viel weniger Nutzer:innen hat als Facebook, ist nicht wichtig. Schließlich interessieren sich alle diese Nutzer:innen für Bier. Das bedeutet, dass sie entsprechenden Content mit hoher Wahrscheinlichkeit positiv aufnehmen.
- Weniger Konkurrenz: Je mehr Firmen Social Media Marketing betreiben, desto schwerer wird es, aus der Masse herauszustechen. Auf Nischenplattformen ist die Konkurrenz viel geringer als bei ihren großen Geschwistern.
- Höhere organische Reichweite: Die organische Reichweite auf Facebook oder Instagram sinkt und sinkt und sinkt. Nicht so in Nischenkanälen.
- Geringere Kosten: Auch viele Nischenplattformen bieten die Möglichkeit an, Anzeigen zu schalten. Diese bringen oft ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis mit.
Beispiele für vielversprechende Nischenplattformen
Du hast es wahrscheinlich schon geahnt: Nischenplattformen gibt es fast so viele wie den berühmten Sand am Meer. Viele davon haben eine überschaubare Lebensdauer. Andere behaupten sich erfolgreich in ihrer Nische oder wachsen sogar darüber hinaus. Die folgenden 6 lohnt es sich, im Auge zu behalten:
1. Clubhouse
User: Mehr als 10 Millionen Nutzer:innen
Art des Netzwerks: Audioplattform
Werbemöglichkeiten: Content und Influencer Marketing
An den großen Hype rund um Clubhouse im Januar 2021 erinnerst du dich vielleicht. Anmelden für die Audioplattform konnte sich nur, wer von einem/r aktiven Nutzer:in eingeladen wurde. FOMO (fear of missing out) und die Tatsache, dass einige Promis die App bereits aktiv nutzten, ließen sie kurzfristig sogar zur meistheruntergeladenen App in Deutschland aufsteigen. Im Laufe des Jahres 2021 flachte der Hype ab. Als Grund dafür wird unter anderem genannt, dass Clubhouse nun für alle auch ohne Einladung offen ist.
Aber zurück zur Plattform selbst. Clubhouse ist ein soziales Netzwerk, das über Audio funktioniert. In Räumen werden bestimmte Themen besprochen, solange Räume nicht geschlossen werden, kann jede:r Nutzer:in beitreten. Im Raum diskutieren Moderator:innen und Speaker:innen, Zuhörer:innen können sich melden und – nach Freigabe durch Moderator:innen – ihren Senf dazu geben. Neben privaten Profilen gibt es außerdem einen einfachen Messenger zum Chatten.
Um Clubhouse im Marketing einzusetzen, muss man mitunter kreativ werden. Werbeanzeigen gibt es nicht. Jedoch ist es relativ einfach, sich im Rahmen des Content Marketings zu einem bestimmten Thema zu positionieren und Räume dazu zu eröffnen. Dafür können auch Expert:innen zu einem gewissen Thema eingeladen werden. Denkbar ist etwa, laufende Serien zu branchenrelevanten Themen zu hosten, die ähnlich wie Webinare aufgezogen werden. So können sich Marken eine starke Community aufbauen.
Auch wenn Clubhouse nicht mehr dem gleichen Hype unterliegt wie Anfang 2021, kannst du hier Menschen aus der Tech-Branche oder dem „Irgendwas-mit-Medien“-Umfeld ereichen.
2. BeReal
User: Monatlich 21,6 Millionen aktive Nutzer:innen
Art des Netzwerks: Fotonetzwerk
Werbemöglichkeiten: keine, eventuell Content Marketing
BeReal positioniert sich als Anti-Instagram. Anstatt den perfekten Moment abzuwarten, um ein inszeniertes Foto zu schießen, erhalten Nutzer:innen jeden Tag zu einer anderen Zeit eine Benachrichtung. Sie bekommen zwei Minuten Zeit, um ein Foto davon zu machen, was sie gerade tun. Alle Nutzer:innen bekommen die Aufforderung zur selben Zeit, wissen aber nicht, wann im Laufe das Tages das sein wird. Wer das Zwei-Minuten-Zeitfenster verpasst, kann später jedoch ein „Late“ posten.
Wichtigstes Merkmal der Bild-Posts ist, dass gleichzeitig mit der Front- und der Rückkamera des Smartphones aufgenommen wird. Die Funktion ist so beliebt, dass Instagram und TikTok das Feature mittlerweile kopiert haben. Snapchat bietet auch seit Kurzem eine Dual-Kamera-Funktion an.
Aus Marketing-Sicht gibt BeReal aktuell wenig her. Klassische Werbemöglichkeiten gibt es nicht. Unternehmen könnten zwar einen privaten Account erstellen, allerdings müssten sie Freundschaftsanfragen verschicken und sich händisch eine Community aufbauen. Zudem untersagt die App in den Nutzungsbedingungen eine kommerzielle Verwendung. Ein Best Practice, wie Marketing in BeReal aussehen könnte, lieferte Chipotle. Die Kette bot einen Gutscheincode in einem BeReal an, handgeschrieben auf einer Chipotle-Tüte.
Auch wenn BeReal im Moment keine Marketing-Möglichkeiten bietet, solltest du die App jedenfalls weiter beobachten.
3. Twitch
User: mehr als 30 Millionen Nutzer:innen täglich
Art des Netzwerks: Streaming-Plattform und Gaming-Portal
Werbemöglichkeiten: Anzeigenwerbung, Influencer-Marketing
Twitch gilt vielen als YouTube für Gamer. Das rührt daher, dass sich die Streamingplattform auf E-Sport-Veranstaltungen und Videospiele konzentriert. Nutzer:innen können nicht nur das jeweilige Spiel mitverfolgen. Sie können auch miteinander und mit den Spieler:innen kommunizieren sowie selbst Spiele streamen.
Über ein Partnerprogramm, ähnlich wie bei YouTube, haben Streamer mit einer großen Fanbase die Möglichkeit, Geld zu verdienen. Unternehmen wiederum stehen verschiedene Arten von Werbeanzeigen zur Verfügung. Außerdem bietet sich die Plattform für das Influencermarketing an.
Der große Vorteil von Twitch: Über das Netzwerk lässt sich hauptsächlich eine sonst schwer zu erreichende Zielgruppe von gut gebildeten und interaktionsfreudigen Männern zwischen 18 und 34 Jahren erreichen. Diese sind noch dazu in der breiten Mehrheit aufgeschlossen gegenüber Werbung als wertvolles Sponsoring der Gamingbranche. Zudem hat Twitch seinen Fokus in der jüngsten Vergangenheit auf Themen abseits des Gamings erweitert und damit sein Potenzial für das Social Media Marketing. Das nutzen bereits die unterschiedlichsten Marken, von Nike bis Nissan.
Wichtig in Hinsicht auf Twitch ist: Nutzer:innen der Plattform legen großen Wert auf Authentizität und Transparenz.
4. Wize.life
User: ca. 350.000
Art des Netzwerks: Soziales Netzwerk
Werbemöglichkeiten: Content Marketing, Anzeigenwerbung
Bei wize.life handelt es sich um ein deutsches Portal, das manchen noch unter dem Namen Seniorbook bekannt sein dürfte. Mittlerweile umbenannt, hat sich an der Zielgruppe wenig geändert. Die ist nach wie vor zwischen 40 und 70 Jahren alt.
Damit bietet sich wize.life für Unternehmen an, die gezielt ältere Menschen ansprechen wollen, ob Versicherungen oder Kosmetikfirmen. Als Mischung aus Community und Newsseite mit zusätzlichem Unterhaltungsangebot eröffnet das Netzwerk verschiedene Möglichkeiten für das Marketing, vor allem:
- Content Marketing über Themenseiten, News und Pressemitteilungen
- Newsletter, die an alle Nutzer:innen gesandt werden
- Anzeigen in verschiedenen Formaten, von Display Ads bis zu Videos
Unternehmen, die auf wize.life Werbung schalten wollen, müssen mit der Plattform direkt Kontakt aufnehmen.
5. Google MyBusiness
User: unbekannt
Art des Netzwerks: Plattform für Brancheneinträge
Werbemöglichkeiten: Profil mit wichtigen Infos, News und Updates
Kostenlos werben auf Google? Mit Google MyBusiness kein Wunschtraum mehr. Alles, was du tun musst, ist, dein Unternehmen zu registrieren und dein Profil auszufüllen. Damit schaffst du einen Brancheneintrag, der rechts neben Suchergebnissen erscheint, wenn Nutzer:innen nach deiner Firma suchen oder nach etwas Verwandtem (in letzterem Fall entscheiden Faktoren wie Aktualität, Relevanz und Entfernung).
Nicht schlecht, aber es geht noch besser. Denn Google MyBusiness gibt dir außerdem die Möglichkeit, Fotos, wichtige Infos wie Öffnungszeiten aber auch News und Updates zu posten und eine kleine, ebenfalls kostenlose Webseite zu erstellen. Sogar mit Kund:innen bzw. potenziellen Kund:innen kannst du interagieren, indem du auf Rezensionen antwortest.
Mit einem Social Media Tool behältst du auch bei vielen Kundenrezensionen den Überblick. Hast du gewusst, dass Swat.io auch Google My Business unterstützt? Starte jetzt deine kostenlose Trial und probiere es aus!
Zugegeben, ein soziales Netzwerk im eigentlichen Sinn ist Google My Business nicht. Ein wertvolles Tool für das Marketing ist es allemal. Besonders gilt das für Geschäfte, Cafés und Co. Denn wenn Ortsfremde nach einem Restaurant oder einem Modegeschäft in der Nähe suchen, kann ein Google MyBusiness-Eintrag Gold wert sein.
6. Untappd
User: 8 Millionen
Art des Netzwerks: Soziales Netzwerk
Werbemöglichkeiten: Content Marketing, Promotions
Zurück zum Bier. Untappd ist zweifellos eine Nischenplattform, wie man sie sich vorstellt. Schließlich dreht sich hier wirklich alles um das beliebte Getränk. Im Mittelpunkt stehen weniger die allseits bekannten Bestseller globaler Marken, sondern die wachsende Zahl an Craft Beers.
Nutzer:innen können Biere sowie Brauereien suchen und bewerten. Auch Freundschaften schließen ist möglich, wie sich das gehört, durch “Zuprosten”.
Mittlerweile ist Untappd nicht nur ein Eldorado für Bierfreunde rund um den Globus, sondern auch für Brauereien, Fachhändler und Bars. Sie haben über Untappd For Business Zugang zu einer Fülle wertvoller Daten zu den Trinkgewohnheiten und Vorlieben von Bierfreund:innen und können direkt mit ihren Kund:innen kommunizieren. Außerdem bewirbt das Netzwerk neue Unternehmen und Festivals mit Anzeigen und eröffnet die Möglichkeit, (Bier-)Getränkekarten zu erstellen und direkt der eigenen Facebook-Seite hinzuzufügen.
Umsonst ist der Spaß allerdings nicht. Rund 500 Euro im Monat müssen Unternehmen für Untappd For Business zahlen. Dass viele diese Summe gerne ausgeben, zeigt das Potenzial eines Nischennetzwerks wie Untappd.
Nische ja oder nein und wenn ja, welche?
Nischenplattformen kommen nicht für jedes Unternehmen bzw. jede Marke infrage. Besonders vielversprechend sind sie für alle, die auf eine bestimmte, mehr oder weniger eng umrissene Zielgruppe abzielen, ob Biertrinker:innen, Yogis oder Gamer.
Dabei beschränken sich passende Nischennetzwerke nicht unbedingt auf solche, die “deine Themen” in den Vordergrund stellen. Vertreibt dein Unternehmen Yogakleidung, bieten sich nicht nur “Yogi-Netzwerke” an, sondern auch Plattformen für Fans von Meditation, Fitness im Allgemeinen, Chi Gong oder Pilates.
War deine Suche erfolgreich, beachte die folgenden Tipps:
- Studiere die Plattform genau, bevor du auf ihr aktiv wirst. Beachte dabei besonders, wie Mitglieder miteinander umgehen, welche Werte sie vertreten und ob es “No-Gos” gibt. So vermeidest du es von Beginn an, in Fettnäpfchen zu treten.
- Auch Tonalität und Art des Contents spielen eine wichtige Rolle. Auf Clubhouse sind Nutzer:innen beispielsweise an anderen Inhalten interessiert als auf Untappd oder auf Facebook.
- Auf Nischenplattformen dreht sich oft alles um eine persönliche, ehrliche und authentische Kommunikation. Im Zweifelsfall geht Qualität vor Quantität. Passe dein Marketing daran an.
- Auch auf Nischenplattformen solltest du deine Aktivitäten und ihre Ergebnisse messen. Nicht immer ist dies so leicht wie auf Facebook oder Instagram. Einige kleinere Medien wie Untappd stellen dir dafür jedoch auch eigene Tools zur Verfügung.
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Nischen könnten sich als großer Trend erweisen
Schon seit Jahren gibt es einen eigenen Ausdruck für den Rückzug von User:innen aus sozialen Netzwerken, wenn sie sich von diesen erschlagen, gelangweilt oder zu sehr in Anspruch genommen fühlen: “Social Media Fatigue”.
Dabei treffen solche Ermüdungserscheinungen, die manchmal auch auf der Angst vor Datenmissbrauch basieren, vor allem große Netzwerke. Besonders junge Nutzer:innen in vielen Ländern scheinen Facebook immer weniger abgewinnen zu können.
Angesichts dieser Entwicklung könnten sich Nischenplattformen für das Social Media Marketing als wertvolle Alternative oder zumindest Ergänzung zu Giganten wie Facebook oder Instagram erweisen. Angesichts niedriger Kosten sind die Risiken eines Versuchs meistens gering.
Vielleicht habt ihr im Unternehmen ja auch schon Erfahrungen mit Marketing auf Nischenplattformen gemacht und habt einen Tipp für interessante Netzwerke? Dann hinterlasst uns doch einen Kommentar!