Mastodon für Unternehmen: Was kann die Twitter-Alternative?
Seit einiger Zeit ist der Name Mastodon in aller Munde. In Zusammenhang mit den jüngsten Kontroversen rund um Twitter wird die Plattform von manchem als Nachfolger des legendären Kurznachrichtendienstes gehandelt. Das zeigt sich auch in einem rasanten Anstieg der Nutzerzahlen.
Aber was steckt hinter der Nischenplattform, von der jetzt alle reden, wie funktioniert sie und welche Möglichkeiten eröffnet sie Unternehmen?
Hier stellen wir dir Mastodon vor und gehen darauf ein, ob sich die Plattform für das Marketing lohnt.
Was ist Mastodon? – Details zu Größe und Funktionsweise
Größe
Mastodon ist klein, im Vergleich zu Twitter oder anderen großen Social-Media-Netzwerken. Allerdings stieg die Nutzerzahl von 300.000 aktiven Nutzer:innen im Oktober 2022 auf 2,5 Millionen im darauffolgenden Monat. Bei einem großen Teil davon dürfte es sich um enttäuschte Twitter-User:innen handeln.
Funktionsweise
Ein zentraler Unterschied zwischen Mastodon und Twitter oder Instagram besteht darin, dass es sich bei Mastodon um ein dezentrales Netzwerk handelt.
Das heißt: Statt einer Plattform, die zentral von einem Unternehmen verwaltet und gesteuert wird, existieren viele Tausende unabhängige Server, die in einem Netzwerk miteinander verbunden sind. Einige davon stellen themenunabhängige Kommunikationsorte dar, ähnlich wie Twitter. Das heißt, hier wird über alles mögliche diskutiert.
Auf anderen Servern konzentrieren sich die Konversationen auf eine bestimmte Branche, Region oder ein ausgewähltes Thema. Solche Server tragen Namen wie “tyrol.social”, “guitar.rodeo”, “veganism.social” oder “seo.chat”. Es gibt Server für Geschichtsinteressierte, Indie-Autor:innen und abenteuerlustige Singles (ab 18 Jahren).
Um auf Mastodon aktiv zu sein, musst du einem Server beitreten. Dann kannst du dich zwar serverübergreifend mit allen Mastodon-Nutzer:innen austauschen, die Serverwahl bestimmt aber zum Beispiel mit darüber, was du in deiner Timeline zu sehen bekommst und mit wem du dich wie einfach verknüpfen kannst. Darauf kommen wir noch zurück.
Wenn du viele Ressourcen beziehungsweise freie Zeit hast, kannst du dir auch einen Account auf mehreren Servern anlegen – sogar unter derselben E-Mail-Adresse.
Wichtig ist auch: Weil es auf Mastodon keine übergeordnete Instanz gibt, die die Spielregeln bestimmt, regelt jeder Server selbstständig den Umgang mit Fake News oder Hate Speech. Erscheint dies anderen Administrator:innen zu locker, können sie nur die Verbindung zu dem Server kappen und so Vernetzungen einen Riegel vorschieben.
Gemeinsamkeiten mit Twitter
Wie auf Twitter bekommst du auf Mastodon, genauer gesagt auf deinem Mastodon-Server, einen Account. Außerdem gibt es einen Feed und einen Explore-Bereich. Du kannst kurze Nachrichten mit Text, Bildern, Videos und Links teilen und Nachrichten anderer durch ein Sternchen liken oder teilen.
Kommt dir bekannt vor? Es gibt auch einige wesentliche Unterschiede zu Twitter.
Unterschiede zu Twitter
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Weitere InformationenStatt Tweet heißt es Toot auf Mastodon und ein Retweet ist ein Boost. Wichtiger ist, dass du mehr Platz für deine Nachrichten zur Verfügung hast, nämlich 500 Zeichen statt 280.
Außerdem entscheidet kein Algorithmus darüber, welche Beiträge wo angezeigt werden. Stattdessen werden Nachrichten strikt chronologisch angezeigt.
Schließlich steht hinter Mastodon eine Non-Profit-Gesellschaft, die Wert darauf legt, die Plattform anzeigenfrei zu halten. Zwar könnten sich einzelne Server dazu entscheiden, Ads einzuführen, die Mastodon-Community steht Werbung bisher allerdings ablehnend gegenüber.
Am Anfang verwirrend kann sein, dass es auf Mastodon zwei Timelines gibt:
- Lokale Timeline: Hier findest du chronologisch angeordnet alle Beiträge von Accounts des Servers.
- Föderierte Timeline: In der föderierten Timeline werden dir alle Beiträge von Personen, denen du folgst, angezeigt, sowie alle Beiträge der Personen, denen diese folgen.
Tipp: Weil die Beiträge, die dir in beiden Timelines angezeigt werden, stark eingeschränkt sind, ist es sehr wichtig, deinen Server auf Mastodon sorgfältig auszuwählen. Denn davon hängt es ab, ob das, was du siehst, für dich relevant ist. Alles andere als einfach ist es auch, Follower:innen von Kontakten zu folgen, die auf anderen Servern beheimatet sind. Dafür musst du auf die andere Instanz wechseln und vor dem Hinzufügen deine Identität nachweisen.
Die ersten Schritte auf Mastodon
Um einen Account auf Mastodon zu eröffnen, gehst du folgendermaßen vor:
- Gehe auf joinmastodon.org.
- Klicke auf “Konto erstellen”.
- Wähle einen Server aus und gehe wiederum auf “Konto erstellen” oder “Konto anfragen”. Um schneller einen geeigneten Server zu finden, kannst du die Filtermöglichkeiten von Mastodon nutzen und zum Beispiel nach Region, Thema oder Sprache filtern.
Wichtig: Viele Mastodon-Server sind nicht frei zugänglich, sondern überprüfen Anfragen erst manuell. In einem solchen Fall musst du anfragen.
- Dann gehst du noch einmal auf der Seite des Servers auf “Konto erstellen”.
- Anschließend musst du das Regelwerk des Servers akzeptieren.
- Gib deine persönlichen Daten ein, wähle ein Passwort und gehe auf “Registrieren”.
- Nun musst du nur noch mithilfe der Verifizierungsmail dein Konto freischalten. Dann kann es auch schon losgehen.
Am besten beginnst du damit, dein Profil zu vervollständigen. Dafür wählst du ein Titel- und Profilbild aus. Außerdem kannst du einen kurzen “Über mich”-Text hinterlegen. Für Unternehmen bietet es sich an, wie in folgendem Beispiel ihr Logo als Profilbild zu verwenden.
Auch würden wir dir empfehlen, deinen Account verifizieren zu lassen. Dies funktioniert – anders als auf Facebook – indem du einen HTML-Code in deine Webseite einfügst und diese in deinem Mastodon-Profil angibst. Den Code findest du unter “Einstellungen” -> “Profil” -> “Verifizierung”.
Wie Brands Mastodon nutzen können
Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten, wie du es dir vielleicht wünschen würdest. Denn anders als hinter Plattformen wie Instagram oder Twitter steht hinter Mastodon kein Unternehmen, das mit Marketing Geld verdienen möchte.
Dazu kommt, dass die Mastodon-Community traditionell skeptisch gegenüber Marketing eingestellt ist und noch wenige Marken auf der Plattform aktiv sind. Trotzdem gibt es, zumindest in der Theorie, einige Möglichkeiten, Mastodon in deinen Marketingmix zu integrieren:
Content-Marketing betreiben
Natürlich kannst (und solltest) du regelmäßig Beiträge veröffentlichen, wenn du auf Mastodon aktiv sein willst. Behalte aber im Kopf, dass es keinen Algorithmus gibt, den du nutzen kannst, um deinem Content mehr Reichweite zu verschaffen.
Deine Marke als Expertin etablieren
Durch seine themengebundenen Server eignet sich Mastodon gut, um deine Expertise beziehungsweise die deines Unternehmens in einem bestimmten Bereich unter Beweis zu stellen. Dafür gilt dasselbe wie für LinkedIn oder Facebook-Gruppen: Finde relevante Konversationen und beteilige dich daran.
Trends aufspüren
Themengebundene Server eignen sich auch gut, um mehr über relevante Trends in deiner Branche beziehungsweise bei deiner Zielgruppe zu erfahren. Hier liegt ein Vorteil von Mastodon darin, dass du nicht mühsam nach deiner Zielgruppe suchen musst, sondern sie im Idealfall auf einem Server findest.
Einen eigenen Server betreiben
Schließlich hast du die Möglichkeit, einen eigenen Server zu erstellen und so deine eigene Community ins Leben zu rufen. Wenn dir das im ersten Moment zu technisch erscheint, kannst du beruhigt sein. Für diesen Fall bieten dir diverse Managed-Hosting-Provider ihre Dienste an. Aktuell gibt es 9840 Server. Das ist nicht wenig. Mit dem richtigen Nischenthema allerdings findest du Lücken, in die du stoßen kannst. Dann stehen die Chancen gut, in kurzer Zeit eine lebendige Community aufzubauen.
Lohnt sich Mastodon für Unternehmen?
Über die Antwort auf diese Frage gehen die Meinungen auseinander. Einige Unternehmen haben in der letzten Zeit Accounts auf Mastodon erstellt, und die Turbulenzen um Twitter haben der Plattform zweifellos Auftrieb gegeben.
Auf der anderen Seite sind die Möglichkeiten für gezieltes Marketing auf Mastodon rar gesät, und das nicht zufällig. Denn das Netzwerk bezieht einen Teil seiner Anziehungskraft als “Anti-Twitter” daraus, dass kommerzielle Belange darin eine geringe Rolle spielen. Sowohl für Anzeigenwerbung als auch für Influencer Marketing ist Mastodon nicht der richtige Ort und wird es vielleicht auch nie sein. Beiträge zu planen und automatisch veröffentlichen zu lassen, ist genauso wenig möglich, wie virale Toots zu landen. Jüngste Statistiken zeigen auch, dass die zwischenzeitlich stark gestiegenen Nutzerzahlen wieder zurückgehen.
Letztendlich geht Probieren über Studieren, und es spricht nichts dagegen, einem Mastodon-Server beizutreten, wenn du noch freie Ressourcen hast. Bahnbrechende Marketing-Erfolge solltest du aber nicht erwarten.
Du suchst das richtige Tool als Schaltzentrale für dein Social Media Marketing? Mit Swat.io behältst du den Überblick über alle deine Kanäle. Dafür sorgen ein übersichtlicher Redaktionsplan, eine zentrale Ticket Inbox, Automatisierungen, ein integriertes Customer Relationship Management und viele weitere wertvolle Features. Probier es jetzt kostenlos aus!